Spielvariationen am Dartautomat
01 Spiele - (301, 501, 701, 901) Man beginnt mit der eingestellten Punktezahl und versucht so schnell wie möglich (zumindest vor dem Gegenspieler) den Punktestand auf 0 zu bringen. Wirft man mehr Zähler, als für das Beenden des Spiels auf 0 erforderlich wären, gilt dies als überworfen und man geht in die nächste Runde mit der gleichen Punktezahl als wie in der Runde zuvor.
Varianten der 01-Spiele
Double in / out - hier muss man durch Treffen eines Doppelsegmentes das Spiel eröffnen (in) bzw. beenden (out), wobei das Bullseye auch als Doppel gilt.
Master out - bei dieser Variante muss man ein Doppel- oder Dreifach Segment treffen wenn man ausmachen (engl.: checken [Neudeutsch: aus-checken]) will.
League - ein Teamspiel (2er- oder 4er-Teams). Damit ein Spieler das Spiel beenden kann muss sein Mitspieler weniger oder maximal gleich viel Punkte haben, als wie die Gegenspieler zusammengerechnet. Hat er mehr Punkte, sperrt er seinen Mitspieler. Dieser kann nicht aus-checken.
Das Teamspiel kann selbstverständlich auch in Kombination mit Double in / out und Master out gespielt werden.
Shanghai - Hier gilt es, alle Segment ihrer Wertigkeit nach zu treffen, beginnend bei 1, dann 2, usw... Die nächst höhere Zahl kann nur gespielt werden, wenn die vorgegeben Zahl getroffen wurde. Gezählt werden bei einem korrekten Treffer alle Punkte, also auch doppelt oder dreifach. Das Spielt dauert max. 7 Runden. Es kann vorzeitig beendet werden, in dem man einen Shanghai (1 Einfach-, 1 Doppel- und 1 Dreifachtreffer bei 3 aufeinanderfolgenden, korrekt getroffenen Zahlen) wirft.
Highscore - Das Spiel beginnt bei 0. Wer nach 7 Runden die höchste Punktzahl angesammelt hat, hat gewonnen. (Höchste erreichbare Punktzahl ist 1260)
Split Score oder Bermuda Triangle - Zu Beginn dieses Spiels hat man 40 Punkte. Nun muß man in jeder Runde eine vorgegebene Zahl (oder Segment) treffen, welche dann dazu addiert wird. Trifft man allerdings nicht - dann werden die schon erreichten Punkte halbiert.
Elimination oder Gotcha - beginnt mit 0 Punkten und ist ein Spiel, bei dem man seinen Gegnern eins auswischen kann. Wenn jemand die gleiche Punktzahl erreicht wie ein Mitspieler, wird der Mitspieler wieder auf 0 zurückgestellt. Derjenige, der als erster 301 erreicht, hat gewonnen. Auch dieses Spiel kann in Kombination mit Double in/out und Master out gespielt werden.
Cricket - Beim Cricket müssen die Zahlen 15 bis 20 und das Bull durch dreimaliges Treffen "zugemacht" werden. Dann kann auf dieser Zahl gepunktet werden bis alle Mitspieler diese Zahl auch zugemacht haben. Der Spieler der alle Zahlen sowie das Bull zumacht und die höchste Punktzahl hat, gewinnt.
Es gibt auch hier einige Varianten :
Mark 21: Das Ganze ohne Punkte
Chance it: Das Gerät wählt die Zahlen (anstelle 15 bis 20) zufällig.
You pick it: Die Spieler wählen selbst die Zahlen.
Cut Throat: Die erzielten Punkte werden dem Gegner als Minuspunkte gewertet, also gewinnt der mit den wenigsten Punkten.
Masters: Hier wird nur gepunktet wenn mit einem Überschuß "zugemacht" wird ( z.B.: die 20 ist zweimal getroffen und man macht diese mit einer Doppel 20 zu, dann gibt es 20 Punkte)
Räuber-Cricket: Die Zahlen müssen der Reihen nach (20-19-18-17-16-15-Bull) zugemacht werden. Es werfen alle Spieler solange auf die aktuelle Zahl, bis alle Spieler diese Zahl voll haben. Treffen Spieler die aktuelle Zahl, obwohl sie diese schon voll haben, werden die Trefferpunkte allen Spielern, die die Zahl noch nicht voll haben, als Negativpunkte aufgezählt. Trifft ein Spieler eine zählbare Zahl, die noch nicht an der Reihe ist, muß er einen (oder bei Doppel- oder Tripple-Treffern entsprechend 2 bzw. 3) Wu(e)rf(e) aussetzen. Gewonnen hat, wer am Ende die wenigsten Negativzähler hat.
Zur Geschichte des Dartspiels
Auf den Spuren der ersten Darter kommt man leicht ins Fabulieren. Denn wo, wie und wann ihr Spiel entstannd, davon ist wenig Stichhaltiges überliefert. Gemeinsam ist fast allen Theorien, daß sie um England kreisen, eine militärische Vorgeschichte vermuten und ausgesprochen unterhaltsam sind. Ganz kühne Spekulationen führen den Dartsforscher in die Keltenzeit des ersten Jahrhunderts nach Christus.
"Es ist eine feste historische Tatsache", wird da voll Nationalstolz erzählt, "das Boadicea, Königin der Urbriten, ihr kriegerisches Können beim Dartswerfen verfeinerte." Eine Vorform des Spiels soll natürlich auch der sagenhafte König Arthur gepflegt haben, doch leider bleibt es bei solch allgemeinen Behauptungen.
Schon ein wenig konkreter lesen sich Schilderungen über Darts im Mittelalter. Damals schoß niemand geschickter mit Pfeil und Bogen als die Angelsachsen (Robin Hood!). Königliche Schützen brachten den Franzosen fürchterliche Niederlagen bei, zum Beispiel 1415 in der Schlacht bei Azincourt. Angeblich fiel dieser Sieg der Engländer nur so gründlich aus, weil sie vorher eifrig trainiert hatten – mit abgebrochenen Pfeilspitzen, die sie auf die Altersringe von Baumstammscheiben warfen. In regnerischen Friedenszeiten langweilten sich die englischen Krieger auf ihrer Insel. Also verlegten sie – das besagt jedenfalls eine Variante der Ancecourt-Theorie – die ritterlichen Turniere einfach in Wirtshäuser. Dort wurde mit verkürzten Pfeilen und ohne Spanngerät auf die Scheiben frisch gefällter Stämme gezielt.
Doch die Kritik an beiden Stories ist berechtigt: Erstens fehlen einem abgebrochenen Pfeil die Federn, die ihn auf eine berechenbare Flugbahn bringen. Und was haben Bogenschützen schon davon, wenn sie mit einem wesentlich leichteren Flugkörper üben, den sie obendrein mit der Hand losschicken? Da hätten die mittelalterlichen Mannen besser auf rund 50 Zentimeter lange, kräftige Kampfpfeile zurückgegriffen, die um 550 nach Christus im östlichen Mittelmeerraum benutzt wurden. Auch das hat aber kaum den großen Wurf zum Dartspiel englischer Prägung gebracht. Denn zum einen sind dafür nicht die geringsten schriftlichen oder bildlichen Belege aufgetaucht. Und zum anderen sprachen die Engländer erst nach 1300 von "dartes" oder "darttes" – Ausdrücke für Pfeile und Lanzen, die allerdings zum Kämpfen oder Jagen eingesetzt wurden.
Nicht nur der Zeitvertreib gewöhnlicher Krieger wird gern herangezogen, um Englands lange Darts-Tradition zu beweisen. Immerhin bekam 1530 auch König Heinrich VIII einen Satz reichverzierter Darts geschenkt - vermutlich kurze Speere, mit denen er jagte. Bedenkt man das Schicksal der Frau, die ihm das Präsent überreichte, so maß er ihm nicht all zuviel Bedeutung bei: Der Monarch ließ Anne Boleyn eiskalt köpfen. Knapp 100 Jahre später sollen sogar die Pugrim Fathers, Englands strenggläubige Auswanderer, auf der Überfahrt nach Amerika ihre weißen Hemdkragen gelockert und ihre mächtigen schwarzen Hüte abgelegt haben, um dem Pfeilchen werfen zu frönen. Doch auch diese Kolportage steht auf schwankendem Boden, was jeder bestätigen wird, der jemals auf hoher See versucht hat, ein Dartsboard zu treffen.
Erst um die letzte Jahrhundertwende verdichten sich handfeste Hinweise, die England zum Mutterland von Darts machen. 1896 ordnet der Zimmermann Brian Gamlin aus Bury in Lancaster die Zahlen auf dem Zielbrett in eben der Reihenfolge an, die bis heute gilt. 1901 erscheint im »Stationer, Printer & Fancy Trades Register« eine Anzeige über »Dart Boards«. Eine Provinzzeitung aus Lancashire vermeldet 1902 die ersten Darts - Würfe mit 180 Punkten, also der Höchstzahl. 1906 ersetzt ein Yorkshireman den hölzernen Dartkörper durch Metall. Bereits acht Jahre zuvor ist (in den USA) der erste faltbare Papier-Flight patentiert worden, nachdem bis dahin Truthahnfedern am Pfeilende den Flug stabilisiert haben.
1908 wird es amtlich, daß Darts ein Geschicklichkeitsspiel ist - für seine Verbreitung ein wichtiger Fortschritt. Zu danken ist er dem couragierten Gastwirt Foot Anakin aus Leeds. Angeklagt, daß er in seinem Pub ein Glücksspiel mit kleinen Pfeilen und einer Zielscheibe dulde, tritt er im Gerichtssaal die Offensive an. Ein Hauch von Wilhelm Tell liegt in der Luft, als Foot - so genannt wegen seiner enormen Füße - vor den Richtern ein Board aufhängt. Der Gastronom holt seine Geschosse hervor und wirft sie tock ... tock ... tock ins 20-Punkte-Dreieck. Zur Steigerung der Beweiskraft bittet er die Amtsträger, sie mögen es ihm gleichtun. Ein Gerichtsdiener nimmt die Herausforderung an und trifft mit den zwei ersten Pfeilen nicht einmal die Zielscheibe. Foot Anakin soll daraufhin sogar dreimal die double 20, das oberste kleine Punktfeld, getroffen haben. Von soviel Können beeindruckt, fällt der Magistrat das folgenreiche Urteil: »This is no game of chance« - »Dies ist kein Glücksspiel«. So kann Darts nun endgültig die Pubs erobern.
Die industrielle Revolution, unbestritten eine englische Erfindung, hat somit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zwei Beiträge zur Dartsgeschichte geleistet: Der massive Metallkörper des Wurfpfeils war ein winziges Nebenprodukt dieser Epoche, und in Englands Industriezentren schlug das harmlose Spiel mit den kleinen Pfeilen groß ein. Für die workers bot der preiswerte Kneipensport Entspannung vom harten Einerlei in Minen und Fabriken. Daß die Städte auf der Insel nicht weit voneinander entfernt liegen, begünstigte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Wettkämpfe unter den Besten - Härtetests, die GB zum führenden Markenzeichen in der Dartswelt machten. Wohl die wichtigsten Förderer dieses Sports in beiden Weltkriegen waren britische Soldaten. Manche öde Gefechtspause verbrachten sie mit Pfeilchenschleudern.
Ob Schweden oder Jamaica, Bahrein oder Holland, die Philippinen oder Australien - Darts wird heute rund um den Globus gespielt, zunehmend auch in Ländern wie Ungarn, Tschechische Republik und Rußland. 48 nationale Darts-Organisationen vereinen 3,5 Millionen Mitglieder und sind in der World Darts Federation (WDF) zusammengeschlossen. Hinzu kommen Länder mit Darts-Verbänden, die nicht zur WDF gehören. Ungezählt sind die Gelegenheits-Darter, die nicht verbandsmäßig organisiert sind. Großbritannien aber ist die Bastion dieses Sports geblieben. Rund zwei Millionen Aktive spielen dort wettkampfmäßig Darts, weitere zwei Millionen just for fun.
Fernsehübertragungen mit Zuschauerquoten, die fast Wimbledon-Werte erreichten, haben Darts in England in den siebziger Jahren zum Massensport gemacht. Der Darts-Vollprofi wurde geboren, der im Namen von Brauereien, Tabakfirmen und Darts-Artikel-Herstellern aus dem Koffer lebt. In den letzten Jahren muß sich Darts verstärkt anderer Spielangebote wie Snooker und Poolbillard erwehren. Trotzdem setzt die britische Pfeil- und Zielscheiben-Branche jährlich immer noch rund 30 Millionen Pfund mit Darts-Produkten um, wovon über die Hälfte exportiert wird.
Auch elektronische Dart-Automaten sorgen seit einigen Jahren für die Popularität des Dartsports, machen aber den Steeldart-Verbänden, die die Entwicklung etwas verschlafen haben, zu schaffen. Trotzdem wird die klassische Spielart weiterhin Anhänger finden. Denn wie urteilte schon 1924 eine englische Darts Vereinigung: lt is cheap, clean and skilful- »billig, sauber und ein Spiel voller Gewandtheit« sei Darts. Ein Spieler aus Hessen meinte anno 1993: »Am schönsten finde ich an Darts, daß es völlig egal ist, ob man groß oder klein, dick oder dünn, Links- oder Rechtshänder ist.« Dem wäre nur hinzuzufügen: Es spielt auch keine Rolle, ob ein Dartswerfer jung oder alt, Groß- oder Kleinverdiener ist. Und von welchem Sport kann man das noch sagen?